Nachbericht Wiederverwendung von Bauteilen - so funktioniert`s!

Über 100 Gäste nutzten am 12. November 2025 die Möglichkeit, sich über Möglichkeiten des zirkulären Bauens und hier explizit die Wiederverwendung von Bauteilen zu informieren und auszutauschen.

Bereits zum fünften Mal hatte das Netzwerk zirkulares Bauen zu einer Veranstaltung in Augsburg eingeladen. Gastgeber war dieses Mal das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU). Iris Bettinger, Abteilung Kreislaufwirtschaft (Ref. 35: Strategien und Systeme der Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz-Zentrum Bayern (REZ)) LfU, begrüßte die Teilnehmenden und unterstrich in Ihrer Ansprache die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

Alle Referierenden des Tages waren sich einig: das Bauwesen spielt eine zentrale Rolle im Klima- und Umweltschutz. 60% aller Ressourcen werden dort verbraucht, 50% des Abfallaufkommens entsteht dort - ebenso wie 40% der CO2 Emissionen. Wenn man beim Rückbau von Gebäuden verstärkt Bauteile zurückgewinnen und wieder einsetzen würde, dann könnte dieser riesige Fußabdruck deutlich kleiner werden.

Christian Brandes, Referat 29 des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr gab einen Einblick in die Bauordnungsrechtliche Einordnung der Wiederverwendung. Sie ist im Moment vor allem möglich auf Grundlage von Verwendbarkeitsnachweisen und Zulassung im Einzelfall. Genormte Regelungen werden aber langfristig angestrebt. Kurzfristig empfiehlt er das Heranziehen und Erarbeiten von Leitfäden als Hilfestellung. Er würde auch auf die Einführung des neuen Begriffs „Weiterverwendung“ plädieren, also den Einsatz eines Bauteils an anderer Stelle mit anderer Funktion.  

Prof. Angelika Mettke von der Universität Cottbus-Senftenberg widmet sich bereits seit ca. 30 Jahren dem ReUse von Betonfertigteilen – vor allem von Elementen aus alten „DDR Plattenbauten“. Ihre langjährige Erfahrung bringt sie aktuell ins EU-Projekt „ReCreate“ ein, wo in Praxisbeispielen die Machbarkeit demonstriert und Erfahrungen gesammelt werden. Betonelemente werden aus Spendergebäuden ausgebaut und damit neue Wohn- und Nutzungsbauten geschaffen.

Dr. David Sanio, Ruhr-Universität Bochum, stellte den neuen Sonderforschungsbereich 1683 „Modular ReUse - Interaktionsmethoden zur modularen Wiederverwendung von Bestandstragwerken“ vor. Hier forscht ein Team von mehr als 60 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen an der prinzipiellen Wiederverwendung von Tragwerken, Decken und Wänden. Die Idee dahinter: unsere Betonbauwerke weisen eine gewisse strukturelle Ähnlichkeit auf. Diese Ähnlichkeiten könnte man nutzen, um eine Art Baukastensystem zu entwickeln: Betonmodule für neue Gebäude, die aus alten Gebäuden „herausgeschnitten“ werden – standardisiert und automatisiert. Bei ca. 16 Mrd. Tonnen Beton, die in unserem Bestand verbaut sind und bis zu 10.000 Rückbauten pro Jahr ergibt sich hier ein enormes Potenzial.

Nils Schumacher (TUM) präsentierte einen Leitfaden für die Wiederverwendung von tragenden Holz- und Stahlbauteilen, den die TU München gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erarbeitet hat. Mit Hilfe von Checklisten wird hier genau beschrieben, wie man als Anwender vorgehen kann, um durch Bestandsanalyse, Rückbau, Bewertung und Aufarbeitung gezielt zu neuen Bauteilen und einer Zulassung zu kommen. Während es beim Stahlbau relativ einfach ist, da die Prüfmethoden bekannt und erprobt sind, gibt es beim Holzbau noch offene Fragen und Unsicherheiten.  

Sehr viel Erfahrung mit Wiederverwendung konnte auch Concular, ein Unternehmen aus Berlin, bereits sammeln. Es wurde von Christina Freese vorgestellt. Ihr Statement: Bisher geht nur 1% der Materialien aus dem Gebäuderückbau in die Wiederverwendung und nur 13% werden recycelt. Die von Concular entwickelten Methoden und Tools sind geeignet, das zu ändern. Wie das genau funktioniert, zeigt das Beispiel Behrensbau in Düsseldorf. Zur Bestandserfassung wurde die von Concular mitentwickelte DIN SPEC 91484 „Pre-Deconstruction Audits“ angewendet, die von allen Anwendern als Leitfaden genutzt werden kann. Mit Hilfe von online-Plattformen und „urban mining hubs“ wurden die Bauteile dann einer neuen Nutzung zugeführt.

Dr. Sandra Schuster (TUM) gab einen Überblick über die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Wiederverwendung im Holzbau. Durch den aktuell laufenden Waldumbau steht der Bauwirtschaft viel Holz zur Verfügung. Sie plädierte dafür, den Holzbau als langfristigen Kohlenstoffspeicher und Chance für den Klimaschutz zu begreifen und gleichzeitig einen Fokus auf kreislaufgerechte Bauweisen zu legen.

Prof. Christoper Robeller (TH Augsburg) sprach über “Hightech Design for Lowtech Structures”. Seine Forschung und die von ihm initiierten Projekte nutzen Tür- und Fensterzuschnitte, die häufig als Abfall anfallen und aktuell nicht stofflich verwertet werden, um kuppelartige Dachkonstruktionen zu realisieren. Diese Bauwerke vereinen traditionelle Holzbautechniken mit modernen computergestützten Konstruktionsmethoden. Eindrucksvolles Beispiel für diese innovative Bauweise: Die Park Arena Furth im Wald, eine 40 m lange Holzfachwerkkonstruktion, die für die Landesgartenschau 2025 gebaut wurde.

Zum Abschluss der Vorträge berichteten Till Lill vom Netzwerk „Supertecture“ aus dem Allgäu und Fredi Botz vom Architekturbüro Dietrich Untertrifaller (DTFLR) aus Vorarlberg von Ihren umfangreichen Erfahrungen, die sie weltweit in Projekten zur Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien gesammelt haben. In Zukunft werden beide Organisationen eng zusammenarbeiten. Als „SUPERTRIFALLER“ wollen sie konsequent und kompromisslos zirkuläres und nachhaltiges Bauen weiter vorantreiben.

Neben den Vorträgen gab es in den Pausen viel Raum für Austausch, Diskussionen und Netzwerken, der von den Teilnehmenden intensiv genutzt wurde.

Die Veranstaltungsreihe wird organisiert vom Netzwerk zirkuläres Bauen, ein aktives Netzwerk aus Anwendern und Experten aus Institutionen, Hochschulen, Bauunternehmen, Planern, Architekten und Bauherren.

Über 100 Gäste nutzten am 12. November 2025 die Möglichkeit, sich über Möglichkeiten des zirkulären Bauens und hier explizit die Wiederverwendung von Bauteilen zu informieren und auszutauschen.

Bereits zum fünften Mal hatte das Netzwerk zirkulares Bauen zu einer Veranstaltung in Augsburg eingeladen. Gastgeber war dieses Mal das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU). Iris Bettinger, Abteilung Kreislaufwirtschaft (Ref. 35: Strategien und Systeme der Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz-Zentrum Bayern (REZ)) LfU, begrüßte die Teilnehmenden und unterstrich in Ihrer Ansprache die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft.

Alle Referierenden des Tages waren sich einig: das Bauwesen spielt eine zentrale Rolle im Klima- und Umweltschutz. 60% aller Ressourcen werden dort verbraucht, 50% des Abfallaufkommens entsteht dort - ebenso wie 40% der CO2 Emissionen. Wenn man beim Rückbau von Gebäuden verstärkt Bauteile zurückgewinnen und wieder einsetzen würde, dann könnte dieser riesige Fußabdruck deutlich kleiner werden.

Christian Brandes, Referat 29 des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr gab einen Einblick in die Bauordnungsrechtliche Einordnung der Wiederverwendung. Sie ist im Moment vor allem möglich auf Grundlage von Verwendbarkeitsnachweisen und Zulassung im Einzelfall. Genormte Regelungen werden aber langfristig angestrebt. Kurzfristig empfiehlt er das Heranziehen und Erarbeiten von Leitfäden als Hilfestellung. Er würde auch auf die Einführung des neuen Begriffs „Weiterverwendung“ plädieren, also den Einsatz eines Bauteils an anderer Stelle mit anderer Funktion.  

Prof. Angelika Mettke von der Universität Cottbus-Senftenberg widmet sich bereits seit ca. 30 Jahren dem ReUse von Betonfertigteilen – vor allem von Elementen aus alten „DDR Plattenbauten“. Ihre langjährige Erfahrung bringt sie aktuell ins EU-Projekt „ReCreate“ ein, wo in Praxisbeispielen die Machbarkeit demonstriert und Erfahrungen gesammelt werden. Betonelemente werden aus Spendergebäuden ausgebaut und damit neue Wohn- und Nutzungsbauten geschaffen.

Dr. David Sanio, Ruhr-Universität Bochum, stellte den neuen Sonderforschungsbereich 1683 „Modular ReUse - Interaktionsmethoden zur modularen Wiederverwendung von Bestandstragwerken“ vor. Hier forscht ein Team von mehr als 60 Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen an der prinzipiellen Wiederverwendung von Tragwerken, Decken und Wänden. Die Idee dahinter: unsere Betonbauwerke weisen eine gewisse strukturelle Ähnlichkeit auf. Diese Ähnlichkeiten könnte man nutzen, um eine Art Baukastensystem zu entwickeln: Betonmodule für neue Gebäude, die aus alten Gebäuden „herausgeschnitten“ werden – standardisiert und automatisiert. Bei ca. 16 Mrd. Tonnen Beton, die in unserem Bestand verbaut sind und bis zu 10.000 Rückbauten pro Jahr ergibt sich hier ein enormes Potenzial.

Nils Schumacher (TUM) präsentierte einen Leitfaden für die Wiederverwendung von tragenden Holz- und Stahlbauteilen, den die TU München gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) erarbeitet hat. Mit Hilfe von Checklisten wird hier genau beschrieben, wie man als Anwender vorgehen kann, um durch Bestandsanalyse, Rückbau, Bewertung und Aufarbeitung gezielt zu neuen Bauteilen und einer Zulassung zu kommen. Während es beim Stahlbau relativ einfach ist, da die Prüfmethoden bekannt und erprobt sind, gibt es beim Holzbau noch offene Fragen und Unsicherheiten.  

Sehr viel Erfahrung mit Wiederverwendung konnte auch Concular, ein Unternehmen aus Berlin, bereits sammeln. Es wurde von Christina Freese vorgestellt. Ihr Statement: Bisher geht nur 1% der Materialien aus dem Gebäuderückbau in die Wiederverwendung und nur 13% werden recycelt. Die von Concular entwickelten Methoden und Tools sind geeignet, das zu ändern. Wie das genau funktioniert, zeigt das Beispiel Behrensbau in Düsseldorf. Zur Bestandserfassung wurde die von Concular mitentwickelte DIN SPEC 91484 „Pre-Deconstruction Audits“ angewendet, die von allen Anwendern als Leitfaden genutzt werden kann. Mit Hilfe von online-Plattformen und „urban mining hubs“ wurden die Bauteile dann einer neuen Nutzung zugeführt.

Dr. Sandra Schuster (TUM) gab einen Überblick über die Möglichkeiten und Herausforderungen bei der Wiederverwendung im Holzbau. Durch den aktuell laufenden Waldumbau steht der Bauwirtschaft viel Holz zur Verfügung. Sie plädierte dafür, den Holzbau als langfristigen Kohlenstoffspeicher und Chance für den Klimaschutz zu begreifen und gleichzeitig einen Fokus auf kreislaufgerechte Bauweisen zu legen.

Prof. Christoper Robeller (TH Augsburg) sprach über “Hightech Design for Lowtech Structures”. Seine Forschung und die von ihm initiierten Projekte nutzen Tür- und Fensterzuschnitte, die häufig als Abfall anfallen und aktuell nicht stofflich verwertet werden, um kuppelartige Dachkonstruktionen zu realisieren. Diese Bauwerke vereinen traditionelle Holzbautechniken mit modernen computergestützten Konstruktionsmethoden. Eindrucksvolles Beispiel für diese innovative Bauweise: Die Park Arena Furth im Wald, eine 40 m lange Holzfachwerkkonstruktion, die für die Landesgartenschau 2025 gebaut wurde.

Zum Abschluss der Vorträge berichteten Till Lill vom Netzwerk „Supertecture“ aus dem Allgäu und Fredi Botz vom Architekturbüro Dietrich Untertrifaller (DTFLR) aus Vorarlberg von Ihren umfangreichen Erfahrungen, die sie weltweit in Projekten zur Wiederverwendung von Bauteilen und Materialien gesammelt haben. In Zukunft werden beide Organisationen eng zusammenarbeiten. Als „SUPERTRIFALLER“ wollen sie konsequent und kompromisslos zirkuläres und nachhaltiges Bauen weiter vorantreiben.

Neben den Vorträgen gab es in den Pausen viel Raum für Austausch, Diskussionen und Netzwerken, der von den Teilnehmenden intensiv genutzt wurde.

Die Veranstaltungsreihe wird organisiert vom Netzwerk zirkuläres Bauen, ein aktives Netzwerk aus Anwendern und Experten aus Institutionen, Hochschulen, Bauunternehmen, Planern, Architekten und Bauherren.

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