News Nachhaltiges Wirtschaften Weniger Plastik in Augsburgs Biomüll-Tonnen

Eine Befragung zeigt, warum Müll unsauber getrennt wird. Ein Behälter für Bioabfall in der Küche soll helfen. Dieser soll aus regionalem Bio-Plastik hergestellt werden.

Forschende am Resource Lab der Universität Augsburg befassen sich damit, wie der Plastikanteil, der fälschlicherweise in Augsburgs Bio-Tonnen landet, reduziert werden kann. Ausgehend von Befragungen in Mehrfamilienhäusern entstand die Idee eines neuen Abfallbehälters für Biomüll. Das Bio-Plastik, um diesen herzustellen, soll künftig aber nicht wie üblich aus Mais und Zuckerrohr geschaffen werden, das aus dem Ausland hertransportiert werden muss. Sondern aus Abfällen der Land- und Forstwirtschaft – wie Stroh und Rinde – aus der Region. Das Vorhaben ist Teil des Verbundprojekts reGIOcycle, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung in einer zweiten Phase bis 2025 weiter fördert.

Meistens Fehlwürfe

In Augsburgs braunen Bio-Tonnen landet immer noch zu viel Plastik, wie beispielsweise Windeln oder Tüten. Diese „Fehlwürfe“ müssen händisch aussortiert werden, damit aus den Abfällen wertvoller Kompost entstehen kann. Oder der Abfallwirtschaftsbetrieb Augsburg muss den eigentlich nützlichen Biomüll verbrennen.

„Dieses Problems haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Resource Lab der Universität Augsburg im Rahmen des Verbundprojekts reGIOcycle angenommen und Menschen in Augsburg und den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg dazu befragt, wie sie ihren Abfall sortieren“, erklärt Dr. Andrea Thorenz, die die Forschungsgruppe am Institut für Materials Resource Management der Universität Augsburg leitet.

Eine wichtige Erkenntnis: In Mehrfamilienhäusern ist die Motivation, Müll zu trennen, groß, aber im Alltag wird es nicht umgesetzt. „Ursache solcher Fehlwürfe ist oft schlicht Bequemlichkeit – etwa, wenn Kartoffelschalen oder Obstreste mitsamt der Tüte, in der sie gesammelt wurden, in die braune Tonne geworfen werden. Mitunter mangelt es aber auch an ausreichender Aufklärung“, erklärt Felix Assies, Mitarbeiter und Doktorand am Resource Lab. Das Projektkonsortium kam auf die Idee, einen kleinen Behälter für Biomüll weiterzuentwickeln, der direkt in der Küche steht und dazu einlädt, Küchenabfälle aufzunehmen.

Ökodesign: Vielseitiger Einsatz von Biopolymer im Alltag

Für das Forschungs-Team ist klar, dass die Box für Bioabfälle aus einem nachhaltigen Material hergestellt werden muss. Dafür greifen sie auf ihre Forschungen zur regionalen Kreislaufwirtschaft zurück – also Rohstoffe aus der Region so wiederzuverwerten, dass sie dort wieder genutzt werden.

In einer Datenbank hat das Resource Lab das Potenzial von Zellulose – ein Stoff in den Zellwänden von Pflanzen – für Biopolymer in der Region Augsburg erhoben. Dieser Kunststoff, der aus pflanzlichem Material hergestellt wird und biologisch abbaubar ist, bietet sich auch für den Abfallbehälter für Biomüll an. Konkrete Beispiele für den Einsatz von bioökonomischen Produkten in der Region gibt es bereits: eine Verpackungsbox, die aus Stroh von der Landpack GmbH hergestellt wurde; der „Augsburger Becher“ sowie Take-Away-Transportboxen auf dem Stadtmarkt. All diese Einsatzfälle hat das Resource Lab mit dem Koordinator des Projektes, dem Umweltcluster Bayern, begleitet.

Bio-Plastik: Aus Stroh und Rinde statt aus Mais und Zuckerrohr

Ein weiterer Baustein ist die Herstellung dieser Kunststoffe weiterzuentwickeln. Statt wie sonst üblich auf „Bio-Plastik“ aus Mais oder Zuckerrohr zu setzen, wollen die Forschenden neue Wege gehen. „Denn diese Grundrohstoffe werden häufig aus Brasilien, den USA oder Thailand importiert, wodurch zusätzliche Emissionen entstehen. Außerdem werden für ihre Herstellung landwirtschaftliche Flächen geopfert, die normalerweise für die Erzeugung von Nahrungsmitteln zur Verfügung stehen würden“, sagt Andrea Thorenz. „Wir planen dagegen, Bio-Plastik zukünftig aus regionalen Abfällen der Land- und Forstwirtschaft herzustellen“, betont die Wissenschaftlerin – also etwa aus Stroh oder Rinde. „Dazu haben wir eine Datenbank für sämtliche Landkreise in Baden-Württemberg und Bayern erstellt“, sagt sie. „Darin sind die biogenen Rohstoffe aufgeführt, die dort in großen Mengen zur Verfügung stehen und die sich für die Bioplastik-Herstellung nutzen ließen.“ Hieran arbeitet das Augsburger Resource Lab im Projekt mit dem Institut für Kunststofftechnik der Universität Stuttgart sowie der Fraunhofer-Einrichtung für Wertstoffkreisläufe und Ressourcenstrategie zusammen. So konnte bereits jetzt der Anteil an Rohstoffen aus Asien und Amerika reduziert werden, indem ein Zellulose-Werkstoff mit regionalen Fasern hergestellt wurde.

In der zweiten Phase des Verbundprojekts arbeitet das Resource Lab nun an der Umsetzung seiner Ideen, die der Stadt und der Region zugutekommen sollen. Der Wirtschaftsingenieur Felix Assies macht Versuche mit dem neuen Zellulose-Werkstoff. Mit dem 3D-Drucker führt er Testläufe durch – auch für den nachhaltigen Behälter für Biomüll. Assies untersucht in seiner Promotion Möglichkeiten, fossile Kunststoffe durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen und ihre Menge zudem durch intelligente Kreislaufsysteme zu reduzieren. Der Wissenschaftler arbeitet im Projekt reGIOcycle, das seit 2020 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF fona) gefördert wird.

Verbundprojekt reGIOcycle verlängert

Das im Verbund organisierte Projekt besteht aus acht Partnern, bei dem unter anderem die Universität Augsburg, die Universität Stuttgart und die Firma Tecnaro GmbH mit den fünf assoziierten Partnern wie der Stadt und der Landkreis Augsburg zusammenarbeiten. Das fünfjährige Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von Umweltcluster Bayern koordiniert. reGIOcycle startete zunächst mit einer dreijährigen Forschungsphase (2020-2023), welche um eine zweijährige Umsetzungsphase (2023-2025) erweitert wurde.

Weitere Informationen zum Projekt.

Eine Befragung zeigt, warum Müll unsauber getrennt wird. Ein Behälter für Bioabfall in der Küche soll helfen. Dieser soll aus regionalem Bio-Plastik hergestellt werden.

Forschende am Resource Lab der Universität Augsburg befassen sich damit, wie der Plastikanteil, der fälschlicherweise in Augsburgs Bio-Tonnen landet, reduziert werden kann. Ausgehend von Befragungen in Mehrfamilienhäusern entstand die Idee eines neuen Abfallbehälters für Biomüll. Das Bio-Plastik, um diesen herzustellen, soll künftig aber nicht wie üblich aus Mais und Zuckerrohr geschaffen werden, das aus dem Ausland hertransportiert werden muss. Sondern aus Abfällen der Land- und Forstwirtschaft – wie Stroh und Rinde – aus der Region. Das Vorhaben ist Teil des Verbundprojekts reGIOcycle, welches das Bundesministerium für Bildung und Forschung in einer zweiten Phase bis 2025 weiter fördert.

Meistens Fehlwürfe

In Augsburgs braunen Bio-Tonnen landet immer noch zu viel Plastik, wie beispielsweise Windeln oder Tüten. Diese „Fehlwürfe“ müssen händisch aussortiert werden, damit aus den Abfällen wertvoller Kompost entstehen kann. Oder der Abfallwirtschaftsbetrieb Augsburg muss den eigentlich nützlichen Biomüll verbrennen.

„Dieses Problems haben sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Resource Lab der Universität Augsburg im Rahmen des Verbundprojekts reGIOcycle angenommen und Menschen in Augsburg und den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg dazu befragt, wie sie ihren Abfall sortieren“, erklärt Dr. Andrea Thorenz, die die Forschungsgruppe am Institut für Materials Resource Management der Universität Augsburg leitet.

Eine wichtige Erkenntnis: In Mehrfamilienhäusern ist die Motivation, Müll zu trennen, groß, aber im Alltag wird es nicht umgesetzt. „Ursache solcher Fehlwürfe ist oft schlicht Bequemlichkeit – etwa, wenn Kartoffelschalen oder Obstreste mitsamt der Tüte, in der sie gesammelt wurden, in die braune Tonne geworfen werden. Mitunter mangelt es aber auch an ausreichender Aufklärung“, erklärt Felix Assies, Mitarbeiter und Doktorand am Resource Lab. Das Projektkonsortium kam auf die Idee, einen kleinen Behälter für Biomüll weiterzuentwickeln, der direkt in der Küche steht und dazu einlädt, Küchenabfälle aufzunehmen.

Ökodesign: Vielseitiger Einsatz von Biopolymer im Alltag

Für das Forschungs-Team ist klar, dass die Box für Bioabfälle aus einem nachhaltigen Material hergestellt werden muss. Dafür greifen sie auf ihre Forschungen zur regionalen Kreislaufwirtschaft zurück – also Rohstoffe aus der Region so wiederzuverwerten, dass sie dort wieder genutzt werden.

In einer Datenbank hat das Resource Lab das Potenzial von Zellulose – ein Stoff in den Zellwänden von Pflanzen – für Biopolymer in der Region Augsburg erhoben. Dieser Kunststoff, der aus pflanzlichem Material hergestellt wird und biologisch abbaubar ist, bietet sich auch für den Abfallbehälter für Biomüll an. Konkrete Beispiele für den Einsatz von bioökonomischen Produkten in der Region gibt es bereits: eine Verpackungsbox, die aus Stroh von der Landpack GmbH hergestellt wurde; der „Augsburger Becher“ sowie Take-Away-Transportboxen auf dem Stadtmarkt. All diese Einsatzfälle hat das Resource Lab mit dem Koordinator des Projektes, dem Umweltcluster Bayern, begleitet.

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In der zweiten Phase des Verbundprojekts arbeitet das Resource Lab nun an der Umsetzung seiner Ideen, die der Stadt und der Region zugutekommen sollen. Der Wirtschaftsingenieur Felix Assies macht Versuche mit dem neuen Zellulose-Werkstoff. Mit dem 3D-Drucker führt er Testläufe durch – auch für den nachhaltigen Behälter für Biomüll. Assies untersucht in seiner Promotion Möglichkeiten, fossile Kunststoffe durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen und ihre Menge zudem durch intelligente Kreislaufsysteme zu reduzieren. Der Wissenschaftler arbeitet im Projekt reGIOcycle, das seit 2020 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF fona) gefördert wird.

Verbundprojekt reGIOcycle verlängert

Das im Verbund organisierte Projekt besteht aus acht Partnern, bei dem unter anderem die Universität Augsburg, die Universität Stuttgart und die Firma Tecnaro GmbH mit den fünf assoziierten Partnern wie der Stadt und der Landkreis Augsburg zusammenarbeiten. Das fünfjährige Vorhaben wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und von Umweltcluster Bayern koordiniert. reGIOcycle startete zunächst mit einer dreijährigen Forschungsphase (2020-2023), welche um eine zweijährige Umsetzungsphase (2023-2025) erweitert wurde.

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