Expertise Nachhaltiges Wirtschaften Ist Energie die Währung für Nachhaltigkeit?

Können sich Unternehmen aktuell noch mit Nachhaltigkeit beschäftigen? Oder wirkt sich der Druck durch den Krieg in der Ukraine und die steigenden Energiekosten auch auf die Nachhaltigkeitsstrategien aus? Die Klimakrise bleibt dennoch eine weitere Herausforderung für Gesellschaft wie Unternehmen – ob oder wie diese Phänomene sich zusammendenken lassen, haben wir Prof. Dr. Andreas Löschel gefragt, der auch beim Nachhaltigkeitstag Wirtschaft A³ darüber gesprochen hat.

A³: Guten Tag Herr Löschel, Sie sind Energieökonom. Was ist aus Ihrer Sicht derzeit die größte Herausforderung, der sich Unternehmen stellen müssen?

Andreas Löschel: Die größte Herausforderung für Unternehmen ist es, jetzt sehr kurzfristig die Energiekosten im Griff zu behalten. Dabei ist es besonders schwierig dem energiepolitischen Dreieck auch langfristig gerecht zu werden, also nicht nur auf kurzfristig günstige Energie zu setzen, sondern Sauberkeit und Versorgungssicherheit perspektivisch mit zu berücksichtigen.

Welche Möglichkeiten bestehen für Unternehmen unterschiedlichster Größe, die Transformation hin zur Klimaneutralität umzusetzen?

Hier spielt die Fragestellung „Wie investiere ich heute?“ eine wichtige Rolle. Es existieren bereits viele attraktive Möglichkeiten und Chancen erneuerbare Energien zu nutzen und sich in Richtung Energieeffizienz und Einsparmöglichkeiten zu orientieren. So kann langfristig nicht nur Klimaneutralität gelingen, sondern es wird auch eine bessere Absicherung in der Energieversorgung gewährleistet.

Wie können Unternehmen, aber vor allem auch KMU ihre Energieeffizienz steigern? Mit welchen Investitionen müssen KMU rechnen?

Die Ausgangssituationen der Unternehmen sind sehr unterschiedlich, weshalb die Lösungsfindung sehr individuell gestaltet werden muss. Unternehmen sollten versuchen, sich etwa über Beratungsangebote ein Bild ihrer Situation zu verschaffen. Es gilt, die Lage des Betriebs zu analysieren, betroffene Bereiche herauszufiltern und für diese Lösungsansätze zu finden. Geht es um die Gebäudehülle oder die -automation, Heizung, Druckluft, Klimatisierung, Beleuchtung und so weiter? Eine pauschale Lösung für alle Bereiche gibt es hier – leider – nicht.

Schon im vergangenen Herbst war die Energieversorgung bzw. Energieerzeugung gerade für produzierende Unternehmen ein großes Thema. Wie wirkt sich nun die aktuelle Versorgungssituation auf die Möglichkeiten von Unternehmen aus? Wie schnell können Unternehmen mit innovativen Energielösungen reagieren?

Viele Unternehmen konnten schnell reagieren. Dies spiegelt sich im aktuell stark gesunkenen Energieverbrauch wider. Es ist aber noch nicht klar,ob es sich um kurzfristige Einsparungen etwa durch Brennstoffwechsel oder um tatsächlich langfristige Lösungen handelt. Davon hängt natürlich ab, ob die Einsparungen nachhaltig sind oder nicht. Aufgrund von verschiedenen Engpässen, zum Beispiel im Bereich Fachkräfte und Lieferungen, fällt es aber leider aktuell vielen Unternehmen schwer, schnell zu reagieren und tragfähige Lösungen zu finden. Zudem wurden viele in den letzten zwei Jahren hart gebeutelt. Trotzdem scheint es mir wichtig, nach vorne zu schauen und an den richtigen Stellen zu investieren.

Wie bewerten Sie die strukturellen Bedingungen für die Energieversorgung und welche politischen Impulse brauchen wir, um die Energiewende voranzutreiben?

Die augenblickliche Verteuerung kommt als Schock von außen und ist schädlich für die Unternehmen, aber auch für die Kunden. Ehrlicherweise muss man sagen, dass Energie in den letzten Jahren vergleichsweise günstig war. Auch deswegen sind wir schlecht vorbereitet. Jetzt gilt es, sich auf hohe Energiepreise einzustellen. Entweder weil die Energiekrise doch länger dauert oder weil für die Erreichung der Klimaschutzziele fossile Energien teurer werden. Die Politik muss langfristig, stabile, ökonomische Rahmenbedingungen für klimafreundliche Investitionen schaffen. Dann werden die allermeisten Unternehmen künftig mit hohen Energiepreisen umgehen können. In der kurzen Frist gilt es, übermäßige Belastungen abzufangen, insbesondere wenn nicht die Möglichkeit besteht, die Kosten abzufangen und diese auch nicht an die Kunden weitergeben können. Vielen KMUs wird es so gehen. Die breite Entlastung durch die Gaspreisbremse geht ja in diese Richtung.

Was kann konkret gefördert werden, Gibt es aus Ihrer Sicht eine technologische Lösung, die für die Nachhaltigkeit wichtig sind?

Klimaneutralität in Unternehmen hat viele Facetten. Elektrifizierung und die Nutzung erneuerbarer Energien wird eine große Rolle spielen. Die fortschreitende Digitalisierung wird helfen, die Industrie möglichst grün zu gestalten und beispielsweise Prozesse effizienter zu machen. In vielen Bereichen wird es aber auch Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe brauchen. Und natürlich Speicher. Viele der Technologien sind heute aber noch in den Kinderschuhen. Da braucht es Unterstützung. Und der Staat muss sich um die passende Infrastruktur kümmern, besonders um raschen Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze. Dann kann dieser Schock hoffentlich schnell überwunden und produktiv gemacht werden.

In der Region Augsburg sind derzeit verschiedene Akteure, vor allem aus der Wissenschaft, dabei eine „Technologieoffensive Schwaben“ (TOSS) anzuregen. A³ soll Modellregion mit Experimentierklausel werden, bezogen auf energieadaptive Produktion und um auf die schwankenden Preise der Strombörse reagieren zu können. Ziel ist es für diesen Piloten eine regionale Förderung in Höhe von 500 Mio. € über eine Laufzeit von 5 Jahren zu etablieren. Könnte das ein erfolgsversprechendes Modell sein?

Regionale Initiativen kann man nur unterstützen. Die Energiesysteme der Zukunft müssen immer flexibler werden. Hier geht es darum, Angebot und die Nachfrage besser zusammenzubringen – räumlich und zeitlich. Pilotprojekte in der Region helfen, die notwendige Koordination, über die Sektoren hinweg hinzubekommen und geeignete Rahmenbedingungen zu finden. Das birgt natürlich große Innovationskraft, unterstützt die nachhaltige Transformation und macht so die Region attraktiver.

Können sich Unternehmen aktuell noch mit Nachhaltigkeit beschäftigen? Oder wirkt sich der Druck durch den Krieg in der Ukraine und die steigenden Energiekosten auch auf die Nachhaltigkeitsstrategien aus? Die Klimakrise bleibt dennoch eine weitere Herausforderung für Gesellschaft wie Unternehmen – ob oder wie diese Phänomene sich zusammendenken lassen, haben wir Prof. Dr. Andreas Löschel gefragt, der auch beim Nachhaltigkeitstag Wirtschaft A³ darüber gesprochen hat.

A³: Guten Tag Herr Löschel, Sie sind Energieökonom. Was ist aus Ihrer Sicht derzeit die größte Herausforderung, der sich Unternehmen stellen müssen?

Andreas Löschel: Die größte Herausforderung für Unternehmen ist es, jetzt sehr kurzfristig die Energiekosten im Griff zu behalten. Dabei ist es besonders schwierig dem energiepolitischen Dreieck auch langfristig gerecht zu werden, also nicht nur auf kurzfristig günstige Energie zu setzen, sondern Sauberkeit und Versorgungssicherheit perspektivisch mit zu berücksichtigen.

Welche Möglichkeiten bestehen für Unternehmen unterschiedlichster Größe, die Transformation hin zur Klimaneutralität umzusetzen?

Hier spielt die Fragestellung „Wie investiere ich heute?“ eine wichtige Rolle. Es existieren bereits viele attraktive Möglichkeiten und Chancen erneuerbare Energien zu nutzen und sich in Richtung Energieeffizienz und Einsparmöglichkeiten zu orientieren. So kann langfristig nicht nur Klimaneutralität gelingen, sondern es wird auch eine bessere Absicherung in der Energieversorgung gewährleistet.

Wie können Unternehmen, aber vor allem auch KMU ihre Energieeffizienz steigern? Mit welchen Investitionen müssen KMU rechnen?

Die Ausgangssituationen der Unternehmen sind sehr unterschiedlich, weshalb die Lösungsfindung sehr individuell gestaltet werden muss. Unternehmen sollten versuchen, sich etwa über Beratungsangebote ein Bild ihrer Situation zu verschaffen. Es gilt, die Lage des Betriebs zu analysieren, betroffene Bereiche herauszufiltern und für diese Lösungsansätze zu finden. Geht es um die Gebäudehülle oder die -automation, Heizung, Druckluft, Klimatisierung, Beleuchtung und so weiter? Eine pauschale Lösung für alle Bereiche gibt es hier – leider – nicht.

Schon im vergangenen Herbst war die Energieversorgung bzw. Energieerzeugung gerade für produzierende Unternehmen ein großes Thema. Wie wirkt sich nun die aktuelle Versorgungssituation auf die Möglichkeiten von Unternehmen aus? Wie schnell können Unternehmen mit innovativen Energielösungen reagieren?

Viele Unternehmen konnten schnell reagieren. Dies spiegelt sich im aktuell stark gesunkenen Energieverbrauch wider. Es ist aber noch nicht klar,ob es sich um kurzfristige Einsparungen etwa durch Brennstoffwechsel oder um tatsächlich langfristige Lösungen handelt. Davon hängt natürlich ab, ob die Einsparungen nachhaltig sind oder nicht. Aufgrund von verschiedenen Engpässen, zum Beispiel im Bereich Fachkräfte und Lieferungen, fällt es aber leider aktuell vielen Unternehmen schwer, schnell zu reagieren und tragfähige Lösungen zu finden. Zudem wurden viele in den letzten zwei Jahren hart gebeutelt. Trotzdem scheint es mir wichtig, nach vorne zu schauen und an den richtigen Stellen zu investieren.

Wie bewerten Sie die strukturellen Bedingungen für die Energieversorgung und welche politischen Impulse brauchen wir, um die Energiewende voranzutreiben?

Die augenblickliche Verteuerung kommt als Schock von außen und ist schädlich für die Unternehmen, aber auch für die Kunden. Ehrlicherweise muss man sagen, dass Energie in den letzten Jahren vergleichsweise günstig war. Auch deswegen sind wir schlecht vorbereitet. Jetzt gilt es, sich auf hohe Energiepreise einzustellen. Entweder weil die Energiekrise doch länger dauert oder weil für die Erreichung der Klimaschutzziele fossile Energien teurer werden. Die Politik muss langfristig, stabile, ökonomische Rahmenbedingungen für klimafreundliche Investitionen schaffen. Dann werden die allermeisten Unternehmen künftig mit hohen Energiepreisen umgehen können. In der kurzen Frist gilt es, übermäßige Belastungen abzufangen, insbesondere wenn nicht die Möglichkeit besteht, die Kosten abzufangen und diese auch nicht an die Kunden weitergeben können. Vielen KMUs wird es so gehen. Die breite Entlastung durch die Gaspreisbremse geht ja in diese Richtung.

Was kann konkret gefördert werden, Gibt es aus Ihrer Sicht eine technologische Lösung, die für die Nachhaltigkeit wichtig sind?

Klimaneutralität in Unternehmen hat viele Facetten. Elektrifizierung und die Nutzung erneuerbarer Energien wird eine große Rolle spielen. Die fortschreitende Digitalisierung wird helfen, die Industrie möglichst grün zu gestalten und beispielsweise Prozesse effizienter zu machen. In vielen Bereichen wird es aber auch Wasserstoff oder synthetische Kraftstoffe brauchen. Und natürlich Speicher. Viele der Technologien sind heute aber noch in den Kinderschuhen. Da braucht es Unterstützung. Und der Staat muss sich um die passende Infrastruktur kümmern, besonders um raschen Ausbau der Strom- und Wasserstoffnetze. Dann kann dieser Schock hoffentlich schnell überwunden und produktiv gemacht werden.

In der Region Augsburg sind derzeit verschiedene Akteure, vor allem aus der Wissenschaft, dabei eine „Technologieoffensive Schwaben“ (TOSS) anzuregen. A³ soll Modellregion mit Experimentierklausel werden, bezogen auf energieadaptive Produktion und um auf die schwankenden Preise der Strombörse reagieren zu können. Ziel ist es für diesen Piloten eine regionale Förderung in Höhe von 500 Mio. € über eine Laufzeit von 5 Jahren zu etablieren. Könnte das ein erfolgsversprechendes Modell sein?

Regionale Initiativen kann man nur unterstützen. Die Energiesysteme der Zukunft müssen immer flexibler werden. Hier geht es darum, Angebot und die Nachfrage besser zusammenzubringen – räumlich und zeitlich. Pilotprojekte in der Region helfen, die notwendige Koordination, über die Sektoren hinweg hinzubekommen und geeignete Rahmenbedingungen zu finden. Das birgt natürlich große Innovationskraft, unterstützt die nachhaltige Transformation und macht so die Region attraktiver.

Kontakt

Ruhr-Universität Bochum Lehstuhl für Massivbau

Herrn Prof. Dr. Andreas Löschel
Energieökonom an der Ruhr-Universität Bochum

Universitätsstraße 150
44801 Bochum

+49 234 32-201
+49 234 32-14201
http://www.massivbau.rub.de

3 Tipps zum Nachmachen:

 

  • Investitionen auf längerfristig hohe Energiepreise ausrichten
  • Beratung suchen, um passende Lösungen zu finden
  • Nachhaltigkeit als Teil der Lösung sehen

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